Motor – Wasser im Brennraum

Vorgeschichte

Aus Langeweile habe ich schon mal am Motor probiert, was alles mit Bordmitteln abgebaut und geöffnet werden kann. Einspritzdüsen und Zylinderkopf fielen mangels fehlender Ersatzdichtungen und Drehmomentschlüssel schon mal aus. Ist vielleicht auch besser so. Also Glühkerzen ausgebaut und versucht den Motor per Hand durchzudrehen. Aus dem ersten Zylinder schoss eine kleine Fontäne Brackwasser. Der erste Gedanke war, das Wasser aus den Zylindern abzusaugen. Für alle diese kleinen Wassermengen gibt bei uns an Bord so eine Drei-Euro-Handpumpe. Nur wo ist die Pumpe? Keine Ahnung, bis heute nicht gefunden. Letztens hatte ich sie noch in der Hand und habe sie an einem richtig guten Platz verstaut, wo man sie immer gleich zur Hand hat. Beim Rumkramen fand ich dann noch eine große Einwegspritze. Die Spritze, mit Strohhalm und Knetdichtung kombiniert, konnte dann auch richtig viel Wasser aus den Zylindern absaugen. Dann noch mal per Hand durchgedreht und… alles wieder voll Wasser. Den Zufluss hatte ich als erstes zugedreht. Von da kann also nichts nachgelaufen sein. Nur wo kommt das Wasser her? Bleibt noch die Auspuffseite. Wassersammler und daran anschließende Schwanenhälse waren randvoll mit Seewasser.

Kurz zur Ursache: Hinter dem Motor wird das Kühlwasser des äußeren Kühlkreises in den Auspuff eingeblasen. Tolle Sache, der Auspuff wird nicht heiß und kann aus Plastik leicht und billig hergestellt werden. Keine Hohlräume die sich aufheizen, nichts was ankokelt, weil es am Auspuffrohr anliegt. Das Wasser dämpft außerdem noch den Schall. Der Nachteil ist, dass jede Menge Wasser ins Boot gepumpt wird. In der Regel fliegt das Wasser mit den Auspuffgasen hinten raus. Der Motor ist aber unterhalb der Wasserlinie eingebaut und nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren läuft also immer Wasser nach bis das Boot untergeht. Damit das nicht passiert wird das Wasser per Schlauch vor dem Auspuff über einen sogenannten Schwanenhals über die Wasserlinie gehoben und dann wieder runter zum Auspuff, der größtenteils auch unter der Wasserlinie liegt. Bei dieser Konstruktion kann der Hebeeffekt, wie wir ihn vom Ansaugen eines Schlauches kennen, immer noch das Boot füllen. Um das zu verhindern ist am oberen Punkt des Schwanenhalses ein kleines Ventil eingebaut, das aufgeht, wenn der Wasserdruck des laufenden Motors weg ist und die Wassersäule unterbricht. Bei uns habe ich an dieser Stelle einen dünnen Schlauch eingebaut, aus dem ein dünner Wasserstrahl über die Plichtentwässerung außenbords läuft. War viel billiger als das teure Plastikventil. Zur Sicherheit sollte der Wasserzulauf immer zugedreht werden, wenn der Motor nicht läuft. In der Betriebs-und Montageanleitung ist das alles ganz genau beschrieben. Hahn schließen und Motorstrom abstellen habe ich nach dem Einbau des neuen Motors vor zwei Jahren immer gemacht. Dann geriet das in Vergessenheit Der Unterduckschlauch vom Schwanenhals war nach einem kleinen Plichtumbau etwas zu kurz. Damit das Wasser nicht immer über den Plichtboden läuft, wurde der Schlauch kurzerhand bei laufendem Motor zugestöpselt und beim Abstellen wieder geöffnet. Irgendwann blieb der Stöpsel drin und das Zulaufventil wurde auch nicht mehr geschlossen. Es gab nie Probleme. Oder doch – gestern. Da hat die Physik mal wieder genauer hingesehen und den Motor (Brennraum) volllaufen lassen.
Alles klar – Ursache: Selber schuld, trotz besseren Wissens. Wieder was gelernt.
Im Moment ist der Zufluss geschlossen und der Unterdruckschlauch wird nicht mehr zugestöpselt! Glaub ich jedenfalls.

Nachdem der Motor jetzt wirklich trocken war, wurde noch das Öl komplett getauscht. Erst noch mal per Hand durchgedreht und dann ohne Glühkerzen mit Anlasser genuddelt. Dabei gab es noch mal ein paar saftige Wasser-Diesel-Öl-Fontänen aus jedem Zylinder. Glühkerzen wieder eingebaut und Maschine gestartet – läuft.