Allgemein, Sommer_2020
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Herumgondeln, mit dem Boot, einfach so…

eine große Wasserfläche, am Horizont die Kirchen von Stralsund

Ohne die Corona-Pandemie wären wir nicht auf die Idee gekommen „mal in Deutschland herumzusegeln“ – an Orte, die entweder Peter oder ich oder wir beide noch nicht kennen. In den letzten Jahren haben wir wunderbare Reisen gemacht, auf denen wir die Zeit, die wir hatten, gut ausgenutzt und dadurch viele Orte besucht und viel erlebt haben.
Dabei ist in einer Ecke meines Herzens der Wunsch gewachsen, einmal ohne große Pläne und Ziele mit RITH herumzugondeln und genau das tun wir in diesem Jahr. Es gibt, als grobe Richtung, die Schlei. Aber ob, wann und wie wir dahin kommen, ist eigentlich egal. Seit einer Woche sind wir jetzt unterwegs, haben nach langen Jahren meine Lieblingsinsel Hiddensee mal wieder besucht und dabei Freundinnen und Freunde getroffen, die ihre Ferien ebenfalls segelnd verbringen und uns schöne Plätze empfehlen können. Normalerweise kommen solche Empfehlungen auf eine „Liste der Orte, die wir irgendwann einmal besuchen wollen“. Diesmal fahren wir einfach hin – in den Jasmunder Bodden zum Beispiel, in dem es einen Ankerplatz gibt, an dem die bewaldete Steilküste gut vor westlichen Winden schützt. Am Einschnitt zwischen der Steilküste und einem Hügel liegt ein kleiner Strand, an den sich ein Schilfgürtel anschließt. Schade nur, dass unser Schlauchboot allen Klebeversuchen widerstanden hat und undicht geblieben ist. Peter rückt ihm noch einmal zu Leibe, aber an diesem Ankerplatz wird es nichts mehr mit dem Besuch an Land. Aber Baden und den Ausblick genießen können wir und am Abend kommt Andreas in seinem Opti herübergerudert. So vermissen wir nichts.

An Schaprode sind wir in der Vergangenheit auch immer vorbei gefahren. Dabei liegt der Naturhafen hinter dem Fähranleger so, dass alle vom Boot aus den Ausblick auf die Öhe genießen können, eine Insel, auf der die Bio-Rinder grasen, deren Fleisch in Schillings Gasthaus am Hafen zu leckeren, selbst gemachten Kartoffelchips serviert wird. Schaprode ist ein Dorf mit einer interessanten Seefahrtsgeschichte und einer schönen, 800 Jahre alten Kirche.

Am Ende entscheiden wir uns dagegen, den regnerischen Freitag über in Schaprode zu bleiben. Am Samstag und Sonntag wollen wir die Winddrehung über Südwest- auf Südwind ausnutzen und nach Westen segeln und da machen die 14 Seemeilen von Schaprode bis Barhöft einen Unterschied, wenn sie zur Strecke nach Warnemünde dazu kommen.

Der Regen ist am Freitag dann garnicht so das Problem. Eher der Wind, der den Tag über zunimmt und in Böen bis zu 30 Knoten erreicht. Bleiben wir am Ankerplatz oder gehen wir in den Hafen? Der Hafen liegt absolut geschützt gegen diesen Wind. Aber wollten wir nicht auch mal wissen, wie das geht, zu ankern, auch bei solchen Bedingungen? Die Wolken verziehen sich, die Sonne kommt heraus, da fällt die Entscheidung für den Ankerplatz gleich leichter. Außerdem liegen schon zwei Yachten hier und wenn die dem Ort vertrauen, können wir das doch auch.
Der Wind heult im Rigg. Wir lauschen auf jedes Geräusch, das vom Schiff oder vom Ankergeschirr kommt. RITH fährt Karussell um den Anker, der sich fest in den Schlick gegraben hat. Manchmal rummst es, als wäre etwas gegen die Bordwand geprallt, Wellen schmatzen am Rumpf, die Kette klirrt und das Holz ächzt. Aber die Luft ist ganz klar, ein scharf gezeichneter Sichelmond leuchtet über dem roten Schein, den die Sonne im Westen hinterlassen hat und Unmengen von Sternen funkeln wie Brillanten vom tief dunkelblauen Himmel. Das alles könnten wir vom Hafen aus garnicht sehen. Das Heulen des Windes begleitet uns in die Kojen. Ich glaube nicht, dass ich mich dabei wirklich entspannen kann. Einmal wache ich in der Nacht auf und gehe in die Plicht, um noch einmal die Sterne zu sehen. Der Wind heult unverdrossen. Als ich das nächste Mal wach werde scheint die Sonne herein und es ist ganz still.

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