Month: August 2018

Rolling home

Es ist Montagabend in Kristianopel, am südlichen Ende des Kalmarsunds. Die letzte Woche dieser so wunderbar langen Segelreise ist angebrochen. Im Hafen liegen Yachten aus allen möglichen Ländern dicht bei dicht. Alle müssen oder wollen nach Hause und warten auf günstigen Wind. Zur Zeit weht es noch heftig aus Süd, also direkt von vorn. In die Richtung zu segeln, aus der der Wind kommt, ist bei moderatem Wind langwierig und mühsam und bei viel Wind unmöglich. Bis morgen soll der Wind auf West drehen, später aber wieder von Süden kommen. Das passt gut zu unserm Plan, noch ein oder zwei Tage in den Schären der Hanö-Bucht zu verbringen, bevor wir über Bornholm und Rügen zurück nach Greifswald segeln.  Dienstag früh um 6 Uhr. Der Hafen summt vor Geschäftigkeit. Der Wind kommt aus West, noch für ein paar Stunden, das muss ausgenutzt werden. Auch wir sind auf den Beinen. Noch einmal die aktuellen Prognosen der Wetterkanäle – Schwedisches Meteorologisches Institut, Norwegisches Meteorologisches Institut, Dänisches Meteorologisches Institut, windfinder, windy.com und wetteronline – im Internet durchsehen. Ups, das …

Öland – die Königsinsel

Neben Gotland gibt es, so halb südwestlich versetzt, noch die Insel Öland. Auf dem Weg nach Lettland sind wir bereits die halbe Nacht an der Ostküste von Öland vorbei gesegelt, sodass uns die Insel schon ein wenig wie eine alte Bekannte vorkommt. An der Nordspitze gibt es eine kleine Bucht mit einem Hafen am Ende. Eventuell kann man hier auch ankern. Weitere Hafeninformationen haben wir nicht. Um Öland fahren wir wieder nach Seekarten aus Deutschland und diese haben nur eine ganz kleine Auswahl an Häfen im dazugehörigen Handbuch. Nabbellund, so heißt der Hafen, ist nicht mit dabei. Der Kartenmassstab ist jetzt wieder doppelt so groß wie bei den schwedischen Schärenkarten. Die Durchfahrt sieht auf der Karte auch super schmal aus, ist aber ausgetonnt. Wie wir bei den ersten Tonnen ankommen, ist alles sehr großzügig breit und die Tonnen stehen Spalier wie auf einer Landebahn die Lichter. Hier hätte ich auch eine Fähre rein bugsieren können, wenn ich eine Fähre fahren könnte. Der Hafen ist ein kleiner Fischreihafen mit ein paar Gästeplätzen und gegenüber den meisten …

„Gottland“

Wenn die Schweden «Gotland» sagen, klingt das wie «Gottland». Wenn man nicht, wie wir, auf eigenem Kiel angesegelt kommt, kann man über «Gods Terminal» am Fährhafen von Visby einreisen. Im Yachthafen, der von sehr netten jungen Menschen am Laufen gehalten wird, herrscht die Protzerei. Gigantische Motorboote und fette Segelyachten. Wird Protzerei zu den Sünden gezählt? Sollte es vielleicht. Diese Boote scheinen die Aufgabe zu haben teuer auszusehen. Ästhetik spielt da nicht so eine Rolle. Aber leider sehe ich immer erst diese Ungetüme, bevor mein Blick auf die historische Kulisse von Visby fällt. Am Sonntag folgt dann auch ein Donnerwetter in Form eines Gewitters mit sintflutartigen Regenfällen. In der Stadt, deren historischer Kern überschaubar ist, an jeder Ecke eine Kirche. 11 als Ruinen, vor langer Zeit zerstört und so stehen gelassen. Auf ganz Gotland, das knapp 180 km lang und etwa 50 km breit ist, gibt es über hundert Kirchen, bis auf wenige alle zwischen 1100 und 1350 gebaut. Auch das hat mit Reichtum zu tun. Von Gotland aus wurde im Mittelalter Handel im gesamten Ostseeraum …

Schärenkontrast – Gotland oder in Visby steppt der Bär

Leander ist, wie geplant, nach einer Woche wieder von Bord gegangen und nach Berlin zurückgeflogen. Wir verlassen wehmütig die Schären und wenden uns dem dritten großen Ziel der Reise zu – Gotland. Alle Jahre, die wir Richtung Osten auf der Ostsee unterwegs waren, wollte ich auch mal Gotland besuchen. Aufgrund der beschränkten Urlaubszeit war Gotland auf eigenem Kiel bisher nicht erreichbar. Diesmal klappt es, Gotland liegt voraus, die Windrichtung passt, kaum Welle, zum Nachmittag soll der Wind zunehmen bis Windstärke sechs. Für die gut 80 Seemeilen haben wir uns auf eine Nachtfahrt eingestellt und wollen erst am Morgen in den unbekannten Hafen einfahren. Gegen 9.00 Uhr zirkeln wir uns durch die letzten Steinhaufen der Außenschären und können wieder ohne permanentes Kartenstudium relaxt segeln. Anfangs noch mit Genua, dann wird der Wind stärker, Genua wird gegen Fock getauscht, bis auch noch ein Reff ins Großsegel gebunden werden muss. Nach und nach baut sich eine Welle auf, die von schräg hinten kommt, aber nicht bremst. So rauschen wir dann mit fünf bis sieben Knoten Visby entgegen. Die …