Einen Tag nehmen wir uns, nachdem Leander angekommen ist, um das wunderbare Vasa-Museum in Stockholm zu besuchen, dann kehren wir dem Yachthafentrubel den Rücken. Obwohl es sich diesmal immerhin um den «Königlich-Schwedischen-Segelclub in Saltsjöbaden» (eine Bahnstunde vom Stockholmer Zentrum entfernt) handelt. Es ist auch wirklich ausgesprochen nett hier, aber königlich hin oder her, wir haben zwei Ankerplätze in den Schären kennen gelernt und wollen unbedingt mehr davon.
In der Woche, die Leander bei uns ist, segeln wir zwischen den inneren und den äußeren Schären, mal entspannt in breiten Fjorden, mal mit starrem Blick auf die Positionsangaben des Außenfunkgeräts und dem Finger auf der Karte, um ja keinen Stein zu übersehen. Ausgetonnte Fahrwasser gibt es nur dort, wo Großschifffahrt verkehrt. Es kann auch nicht neben jedem Stein, der nur knapp über oder knapp unter der Wasseroberfläche liegt, ein Warnzeichen stehen, dazu sind es einfach zu viele.
Ein schwedischer Segler, der neben uns am Felsen in der Nordbucht von Nämdö liegt, erzählt, dass er auf einer Insel in der Nähe aufgewachsen sei und dass vor 10 Jahren hier nur wenige Boote unterwegs gewesen seien. Dann kam die Navigation mithilfe von GPS und elektronischen Seekarten. Jetzt kann ich auf einem Bildschirm sehen, wo sich mein Boot befindet und wie ich steuern muss, um den Inseln, Inselchen, Steinhaufen und Solitärfelsen auszuweichen und sicher mein Ziel zu erreichen.
Wir sind noch mit der guten alten Seekarte und entsprechend viel Rätselraten und Herzklopfen unterwegs. Aber wenn wir dann in eine Bucht hineingefunden haben und an einem Liegeplatz vor Heckanker mit der Nase an einer der steil ins Wasser abfallenden Klippen liegen, werden wir mit der herrlichsten Sommerferienidylle belohnt. Baden, Schlauchboot fahren, durch den felsigen Wald streifen, in der Hängematte liegen und lesen und am Abend mit einem Glas Wein in der Plicht sitzen, die Abendsonne genießen und je nach Liegeplatz den Sonnenuntergang oder die Landschaft bewundern – oder beides.
Auf Bullerö, in den Außenschären, wandern wir einen Pfad entlang, den man genau so auch in den Alpen finden könnte, nur dass es das wirkliche Meer ist, über das wir schauen, als wir den höchsten Punkt der Insel erreicht haben und kein steinernes.
Als wir unsere Ankerbucht am nächsten Morgen verlassen, beachten wir nicht, auf welchem Weg wir hineingekommen sind. Ich stehe zwar am Bug und schaue nach vorne, sehe aber nur Algenbüschel und hoffe noch für einen winzigen Moment, dass sie nichts anderes sein mögen, als Algenbüschel, da gibt es auch schon einen Schlag und ich fliege ein Stückchen Richtung Vorstag. Verbunden ist dieser plötzliche Stopp mit einem hässlichen Knirschen, das mir noch tagelang in den Ohren klingt: Die Algenbüschel verbergen dicke Steine, mit denen Rith gerade heftig zusammengestoßen ist. Ein Schock! Erstmal aus der Bucht hier raus, diesmal auf dem richtigen Weg, und an der nächsten Ecke anhalten, um zu sehen, was passiert ist. Wasser kommt nirgends herein. Das ist schonmal gut. Peter taucht und findet eine Schramme im Blei, es scheint aber nichts verzogen oder verbogen. Gutes altes Stahlschiff und gute alte Langkielerin. Phil, der schon länger in diesem Gebiet segelt, sagt, er kennt keinen, der nicht irgendwann schon einmal auf einen Stein gerauscht wäre. Dann war das also sozusagen die «Schärentaufe». Trotzdem navigieren wir heute mit besonderem Respekt durch diese Welt aus Hunderten von Inseln, die so schön sind und eine solche Vielfalt von Ankerplätzen und Segelmöglichkeiten bieten, dass ein Segler-Leben kaum auszureichen scheint, um sie alle zu besuchen.