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Regenzeit

Orgel im Dom von Königsberg

Mittwoch. Es regnet. Peter liegt total krank in der Koje. Leander und ich wollen das Orgelkonzert im Dom hören, das dort jeden Tag um 11 Uhr gespielt wird. Der Weg ist weiter als gedacht. Wir eilen durch den Regen, versuchen eine Abkürzung, die ein Umweg ist, kommen tropfnass und eine Viertelstunde zu spät an. Aber die Mühe war nicht umsonst. Zu Herzen gehende Musik, ein überirdischer Klang und dieses riesige Instrument, so haben sich die Menschen im Barock wohl das Musizieren der Engel vorgestellt. Es berührt mich, wie viele Menschen zu dem Konzert gekommen sind und wie sie sich von der Musik ergreifen lassen. Die meisten von ihnen Russen, Deutsch ist nur hier und da einmal zu hören.
Tief beeindruckt sind wir auch von der Ausstellung, die zeigt, was die Menschen geleistet haben, die aus einer Ruine ohne Dach, in deren Mitte die Birken wuchsen, diesen Dom wieder erschaffen haben und das ohne Großinvestoren oder Staatsknete.

Als wir aus dem Dom kommen geht der Regen von Nieseln in Landregen über und steigert sich während unseres Heimweges zu einer Art Wolkenbruch, deren heftigste Phase wir zusammen mit ein paar anderen Menschen unter einer breiten Autobrücke, die neben der Dominsel über den Pregel führt, abwarten. Nachmittags sitzen wir im Schiff und lauschen den mal leiser und mal lauter auf das Deckshaus trommelnden Tropfen. Der Weg zum Dixie erfordert Regenjacke und Gummistiefel.

Straße am Kaliningrader Hafen bei Regen

die Straße am Hafen, die zur „Fishboat-Marina“ führt

Ich muss mich ziemlich überwinden, das trockene und warme Nest noch einmal zu verlassen, aber Thoralf hatte von einem „Trefftisch Deutschsprachiger“ erzählt, der jeden Mittwoch im „Restaurant Zötler„ (bayrische Küche und Hausbrauerei) stattfindet. Es ist wirklich eine interessante Mischung von Leuten, die  hier zusammenkommt. Ich lerne eine Frau aus Bayern kennen, die Ausbildungsoffizier auf dem Schulschiff „Krusenstern“ war und heute dafür zuständig ist, dass die russischen Forschungsschiffe mit allem Lebensnotwendigen versorgt werden. Eine Frau aus Sibirien ist beeindruckt von der Geschichte Kaliningrads. Die Stadt, aus der sie kommt, wurde aus dem Boden gestampft, als in der Gegend Öl gefunden wurde. Ein junger russischer Wissenschaftler erzählt mir von einem bekannten Kaliningrader Künstler, mit dem er befreundet ist, eine ältere Frau aus Düsseldorf hat das Haus gesucht, in dem ihre Großmutter aufgewachsen ist (und nicht gefunden), ein Pilot möchte mit einem Freund einen privaten Flugplatz gründen und Wolfgang, der das ganze organisiert, freut sich über das Völkchen, das er mal wieder hier zusammengebracht hat.

Mit dem Rauschen des Regens im Ohr schlafen wir ein, mit dem Rauschen des Regens wachen wir auf. Erst am Nachmittag, als wir ablegen, um noch eine Nacht im Kaliningrader Yachtclub am frischen Haff zu verbringen, lässt der Regen endlich nach. Wir verabschieden uns herzlich von Wachmann Valerie und tuckern los.

Der Bug von RITH am Steg, im Hintergrund Hafenkräne

der Regen läßt nach

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