Am Samstag Morgen passiert das, was in diesen Situationen eigentlich immer passiert: Ein anderer Mitarbeiter steht im Laden, der weiß von keinem Keilriemen, der bestellt worden sein soll, es ist auch keiner da und im Katalog des Großhändlers ist dieser Keilriemen auch nicht mehr zu finden.
Läuft das auf Plan B hinaus? Die Schwiegereltern fahren heute von Usedom nach Berlin zurück. Wir könnten Rith hier in Swinoujscie lassen, mit ihnen nach Berlin fahren und am nächsten Wochenende mit einem passenden Keilriemen wiederkommen.
Aber so schnell gibt Peter nicht auf. Er klappert alle Yachten in der Marina ab, kann sich dabei viele gute Ratschläge anhören (vor allem den, dass man immer einen Ersatzkeilriemen haben sollte) und hat Erfolg. Ein Pole hat einen Freund mit einer Autowerkstatt, die vielleicht noch auf hat. Peter radelt sofort los und bekommt dort einen Keilriemen, der passen könnte.
Inzwischen ist es 13 Uhr und die Schwiegereltern wollen los. Wir halten sie telefonisch hin, während Peter unter heftigem Gefluche den Keilriemen aufzieht. Eine an sich einfache Montage, der der neue Motor durch ein paar Eigenheiten aber heftigen Widerstand entgegen setzt. Eine Stunde und viele Telefonate später ist klar: die Schwiegereltern können ohne uns fahren, der Keilriemen passt und der Motor wird wieder gekühlt.
Da kein Wind mehr weht und für den späteren Nachmittag ausgiebiger Regen angesagt ist, haben wir einen Plan C entwickelt. In Rekordzeit legen wir den Mast, verstauen alles und machen uns auf den Weg durch einen grauen Hafen, eine graue Kaiserfahrt, über ein graues, aber zum Glück ruhiges, Oderhaff in das Fahrwasser nach Stettin.
Eine Sonne, die hätte untergehen können, gab es heute nicht und so überrascht es mich etwas, wie schnell das Licht schwindet, als wir das Fahrwasser erreichen. Die Seezeichen sind immer noch unbeleuchtet und ich fange an, mir Sorgen zu machen. Die müssen hier doch langsam mal das Licht anmachen. Hat Westpolen einen Stromausfall? Mit gelegtem Mast haben wir keine Antenne und das AIS mit open seamap fällt als Orientierungshilfe aus. Sie reizen den Spannungsbogen wirklich aus, aber als dann auf allen Seezeichen die Lichter aufflammen, ist das so ein „Ahhh-Gefühl“, als ginge der Vorhang auf. Bis Stettin ist jetzt alles ganz einfach. Nur als wir am Ende des Hafens nach links in Richtung Oder abbiegen, ist es für eine Weile so, als führen wir über den Rand der Erdscheibe hinaus ins Nichts. Dann taucht die Autobrücke auf und alles ist wieder klar. Ein paar Minuten später liegen wir in der Marina Pogon.