All posts tagged: Sommer

Hypnotische Landschaften

Über Kap Kolka liegt eine tiefe Ruhe. Roja fühlt sich an, wie ein etwas abgelegener Ort, Kolka, als liege es in einer anderen Dimension. Die Landschaft auf dem Weg hierher ist der Wald. Ein Nadelwald, dessen Boden mit Heidelbeersträuchern bedeckt ist. Durch diesen Wald führt die Straße, auf der der Bus fährt und an der ab und zu eine Haltestelle darauf hinweist, dass in der Nähe Menschen wohnen. Manchmal sind auch Häuser zwischen den Bäumen oder auf Lichtungen zu sehen, oft schöne, alte Holzhäuser. In Kolka steigen mit uns ein paar ältere Damen aus, die in verschiedene Richtungen davon streben und schnell verschwunden sind. Vor dem kleinen Supermarkt sitzt ein vielleicht sechsjähriger Junge mit einer Flasche Cola, der aussieht, als sei er sehr zufrieden mit seinem Kauf. Eine ältere Dame auf einem Fahrrad und ab und zu ein Auto, ansonsten sind wir alleine. Bis zum Kap verdichtet sich die Empfindung von Weite und tiefer Gelassenheit, als atme dieser Ort ganz langsam ein und aus.  Der Strand am Kap ist wild und leer. Bäume, die im …

Die Finnen kommen

Nach vier Tagen Riga verlassen wir die Stadt. Ein neuer Hafen, eine neue Stadt ist immer wieder spannend, aber nach der ganzen Pflastertretterei wollen wir auch mal wieder segeln. Gestern und letzte Nacht hat es das erste mal auf unserer Reise geregnet. Heute ist wieder bestes Wetter. Im Hafen ist nichts groß los, ein paar Frachter werden von den Hafenkranen mit Kohle vollgeschaufelt, aber auf dem Wasser ist „tote Hose“. Im Hafenfunk auf Kanal 09 hören wir irgendwas auf Russisch, wir aber „nichts verstehen“.  In Riga gibt es neben dem am Botschaftsviertel gelegenen Stadthafen noch weitere Sportboothäfen. Diese liegen auf der anderen Flussseite und der Weg in die Innenstadt ist deutlich weiter. Wie im Stadthafen ist auch hier nur die Hälfte der vorhandenen Plätze belegt.  Ansonsten wird im Industriehafen fleißig gebaut. Auf einer endlos scheinenden Fläche entsteht ein gigantisches Containerterminal. Die Fahrt durch den Hafen dauert ca. eine Stunde.  Genau in der Hafenausfahrt kommt dann großes Schiff von hinten, hat sich von uns unbemerkt angeschlichen und ist auf einmal da. Großes Schiff vorbei – und …

welch ein Singen, Jubiliern…

Mit der Verzögerung durch das Motorproblem hatte ich die Hoffnung, rechtzeitig zum Sängerfest oder wenigstens zum großen Abschlusskonzert in Riga zu sein, schon begraben. Jetzt waren wir doch am 7. Juli, einem Samstag angekommen und die große Abschlussnacht fand nicht an diesem Samstag, sonder erst am 8. Juli, also am Sonntag statt, sogar noch ein Tag Zeit, uns ein bisschen auszuruhen. Und nun stehen wir vor der Frau in der Touristeninformation und die lächelt auf die Frage nach Tickets nur müde: Seit Wochen ausverkauft, restlos ausverkauft, das Konzert und die Sing-Along-Night. Wir könnten einfach hinfahren, es gäbe immer Leute, die Karten aufkauften und dann zu Wucherpreisen anböten. Sie fände das furchtbar, aber so sei es eben. Dieses Sängerfest findet alle fünf Jahre statt und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. In diesem Jahr fällt es mit den Feierlichkeiten zu 100 Jahre Unabhängigkeit Lettlands zusammen und ist deshalb vielleicht noch größer oder intensiver, das weiß ich nicht, aber jetzt haben wir es geschafft, trotz aller Widrigkeiten rechtzeitig hier zu sein und kommen nicht rein, was für eine Enttäuschung.  Bei …

Bis 0,5m Welle gibt es warmes Essen – Die Tour von Karlskrona bis Riga

Drei Tage und zwei Nächte ununterbrochen unterwegs – das ist der persönliche Rekord unseres bisherigen Seglerlebens. Spannend war zum einen die Frage: wie entwickelt sich das Wetter und zum anderen: wie kommen wir damit zurecht, immer nur in Häppchen von höchstens zweieinhalb Stunden zu schlafen, denn wenn eine schläft, muss einer steuern und umgekehrt. Eigenhändig steuern und nicht nur in der Plicht sitzen und aufpassen. Wir haben zwar inzwischen einen elektrischen Autopiloten, dessen Kompass kommt aber mit seinem Einsatz auf einem Stahlschiff nicht klar und so wurde aus dem Traum als «Wache-Habende» in der Plicht sitzen und lesen zu können und nur ab und zu mal rundherum zu schauen, ob noch alles in Ordnung ist, erstmal nichts.  Das Wetter war uns gewogen – manchmal ein bisschen zu sehr, sodass wir zwischen Gotland und Lettland stundenlang motoren mussten, weil überhaupt kein Wind war. Ein bisschen blöd, wenn man versucht möglichst viel Schlaf zu bekommen und es im Salon ziemlich laut ist, weil der Motor läuft. Mit Ohrstöpseln und der nötigen Müdigkeit geht aber auch das. Dafür …