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„Kyklava, Kyklava Kyklava…“

Das erste, was wir in der Regel von einem neuen Land mitbekommen, sind Wörter aus dem Funkgerät. „kyklava, kyklava, kyklava“ scheint das Pendant zu „securité, securité, securité“ zu sein, womit die Warnmeldungen und Wettervorhersagen der Funkstationen eingeleitet werden. Die Ansagen werden von der estnischen Funkstation Tallinn Radio erst auf Englisch gemacht und dann auf Estnisch wiederholt und mit diesem schönen Wort eingeleitet*.
Jede Funkstation hat offensichtlich eine Handvoll von Leuten, die sich in Schichten abwechseln. Wenn man länger unterwegs ist, lernt man ihre Stimmen kennen und ihre Eigenarten bei den Ansagen. Tallinn Radio hat einen Funker, dessen Sprachmelodie die endlosen Wälder und die Weite der leeren Wasserflächen wiederzugeben scheint und an Melancholie kaum zu überbieten ist.

Schon auf der Fahrt von Färosund im Norden von Gotland nach Estland, begegnen wir wenig Schiffen. In der Irbenstraße, die in die Rigaer Bucht hineinführt und in der wir uns im letzten Jahr durch richtig viel Verkehr fädeln mussten, nur ein einzelner Frachter. Und dann segeln wir an diesem frühen Sonntagmorgen mutterseelenallein im Sonnenschein an der Insel Saaremaa entlang auf Kuressaare zu. Seit Samstag Morgen sind wir unterwegs. Die Nacht war ruhig. Nur die Wellen nervten mal wieder. Bei wenig Wind brachten sie, von der Seite anrollend, Rith immer wieder vom Kurs ab, sodass wir die ganze Zeit aufmerksam steuern mussten, anstatt den Mond anzuträumen. Einmal auf‘s Tablet geguckt, ob der Kurs noch so stimmt, zack fällt das Segel ein.

Aber jetzt ist Sonntagmorgen, so ein frischer, hellblauer Sommersonntagmorgen und eine freundliche Brise bläst uns auf ein neues Land zu.

Aufmerksam und freundlich empfängt uns Estland in Person des Hafenmeisters von Kuressaare, der mit mir herumgeht und mir alles zeigt und stolz ist auf seinen Hafen – das kann er auch sein. Alles ist sehr gut und dazu in schöner Architektur untergebracht. Moderne Architektur, das ist ein erster Eindruck von Estland. Und zwar in unseren Augen meistens sehr gelungene moderne Architektur bei vielen neuen Gebäuden. Die schönen alten Häuser – viele Holzhäuser – werden aber auch nach den Möglichkeiten gepflegt und restauriert.

Nachdem wir uns ein bisschen ausgeruht haben und dabei zuschauen konnten, wie Fallschirmspringer über uns aus einem Flugzeug sprangen, herniedersegelten und auf einer Wiese in der Nähe des Hafens landeten, spazieren wir in die Stadt. Eine sehr gut erhaltene mittelalterliche Burg gibt es, ein Kurhaus aus dem 19. Jahrhundert in Holz-Bäderarchitektur und ein Kleinstadtzentrum mit vielen Restaurants in der Fußgängerzone. Menschen flanieren auf und ab – ein paar kennen wir schon vom Sehen aus der Burganlage – es ist alles sehr klein und man begegnet sich immer wieder. Aber anders als in Borgholm auf Öland wirkt das hier nicht trostlos sondern geruhsam. Man geht herum, schaut, wo man zu Abend essen möchte, die Kinder balancieren auf den Kantensteinen, die zum Einbau in den neuen Bürgersteig bereit liegen. Es gibt den Strand und die Natur und für Regentage ein Museum, die Kirchen oder eine Galerie. Niemand scheint den Kick einer Disko oder sonstiger Animation zu vermissen. Wer will, kann in der offenen Veranda im Kurhaus einen Film gucken, für den gerade die Stühle gestellt und der Beamer aufgebaut wird.
Vielleicht sind es diese endlosen Sommertage, die alle so entspannt sein lassen? Nichts muss vor dem Dunkelwerden erledigt werden, denn es wird nicht wirklich dunkel.

Nach einer estnischen Pizza (so wie italienische, aber mit viel Teig) und einem sehr guten Bier aus einer kleinen lokalen Brauerei, gehen wir zufrieden ins Bett.

Einen wunderbaren Segeltag später haben wir Saaremaa halb umrundet und wollen eigentlich in den Hafen von Muhu. Da erwischen uns kurz vorher heftige Regengüsse mit den entsprechenden Winden und wir entscheiden uns für den näheren Hafen von Virtsu. Kontrastprogramm: Ein Steg hinter einer dort fest liegenden Ostseefähre. Blick auf den Fährterminal der Fähre vom Festland nach Muhu und Saaremaa. Zwei deutsche Boote, ein estnisches und wir. Es regnet. Von den anderen Deutschen erfahren wir, dass der Hafen von Muhu komplett voll ist. Estnische Regatta. 160 Boote, die sich so drängeln, dass nur ein Platz in der Hafeneinfahrt gewesen wäre, aber dann wäre die restlos blockiert gewesen.
Ein Hafenmeister lässt sich nicht blicken. Man kann aber wohl die Toiletten des Fährterminals benutzen und Strom gibt es auch. Später entdecken wir den Hafenmeister in einem Häuschen an Land. Er ist ein bisschen aufgeregt, dass jemand kommt, um die Liegegebühr zu bezahlen. Als ich nach der Toilette frage, bietet er mir an, seine hier zu benutzen und am Ende kommt er mir nach, um mir Kekse anzubieten.

Auf den Zufahrtspuren zum Fähranleger stehen ein paar wartende Lastwagen. Der Wartesaal im Terminal ist verlassen. Vor der Kasse und dem Buffet sind die Rolläden herunter gelassen. Eine Röhrenlampe schwingt im Luftzug der Klimaanlage hin und her.

An der Straße verlassene Häuser. Nur in einem Fenster im ersten Stock eines ansonsten offensichtlich unbewohnten Hauses brennt Licht und sind ein paar Möbel zu erkennen. Verblichene Schilder an den Gebäuden „Bar“ und „Catering“ steht da. Aus den Geschäften ist nichts geworden. Dazwischen ein kleines gelbes Holzhaus mit einem gepflegten Obst- und Gemüsegarten. Eine 24-Stunden Automatentankstelle und ein Coop. Was für ein Ort.

Wenig Wind auf dem Weg nach Haapsalu. Dafür wieder Regen. Peter wird einmal so richtig nass. Und entdeckt einen dicken Stein im Wasser, der weder in der Karte noch im Navionics verzeichnet ist.

Von Haapsalu hatte ich gelesen, dass es hier einmal im Jahr ein Rockfestival gibt. Bei dem echte Größen auftreten. Dieses Jahr kommen Katie Melua und Chris de Burgh. Ich würde gerne mal einen Tag bleiben, aber der ewige Nordwind dieses Sommers macht in den nächsten Tagen nur ein Pause, in der es günstig ist, den Schlag von Tallinn nach Helsinki zu segeln und von da an zurückgerechnet, ist ein Tag Pause nicht drin. Was wirklich schade ist, denn Haapsalu ist ein bemerkenswerter Ort. Ein alter Meeresschlammkurort, in dem sich neben mehreren Zaren auch viele andere Promis mit Matsch belegen ließen. Die große Anlage einer mittelalterlichen Bischofsburg mitten im Ort. Hier findet nicht nur das Rockfestival, sondern auch andere Veranstaltungen und Konzerte statt. Aber auch im großen Kurhaus aus dem 19. Jahrhundert ist jede Menge Kulturogramm. Schöne alte Holzhäuser, ein großer Park am Wasser und ein paar gemütlich aussehende Kneipen an der Hauptstraße. Bis um Mitternacht sind wir mit unsern Fahrrädern unterwegs, um zu schauen, was wir uns morgen genauer ansehen möchten, bevor wir weiter segeln. Inzwischen sind nur noch wenig Menschen unterwegs, aber in einem kleinen Coffeeshop an der Hauptstraße steht die Tür offen und drinnen sitzen ein paar Menschen und diskutieren.

Am Mittwoch schauen wir uns noch einmal bei Tageslicht um, gehen einkaufen und dann in den kleinen Coffeeshop, dessen schottischer Betreiber eben öffnet. Etwas zu essen steht auch auf der Karte, aber er möchte uns nichts machen, weil es gestern spät geworden ist und er die Küche noch nicht aufgeräumt hat. Da ist es ihm unangenehm, etwas zu essen für uns zuzubereiten. Aber einen Kaffee können wir gerne kriegen. Und dann sitzen wir auf dem Sofa, trinken Kaffee und sind sofort in ein angeregtes Gespräch mit ihm und seinem Stammkunden und Freund vertieft. So erfahren wir, was es in Haapsalu noch alles für Veranstaltungen gibt, wie es im Winter hier ist, dass auch zwei Schamanen in der Gegend wohnen und noch vieles mehr. Am Ende dürfen wir uns mit einem großen Filzstift an der Wand verewigen. Wer jemals nach Haapsalu kommt und in diesen Coffeeshop geht, findet unsere Namen in der Fensternische. Und dann werden wir noch an einen Freund empfohlen, der eine kleine Kneipe zwei Querstraßen weiter betreibt. Wir haben Glück, der Freund ist da und hat gekocht. (Es kann vorkommen, dass er keine Lust hat oder dass ihm etwas dazwischen kommt) Es gibt hier mittags ein Essen, das für ca. 10 bis 12 Leute reicht. Er sagt, wenn er für mehr Leute kocht, ist es nicht mehr wie „selbst gekocht“. Falls mehr Leute kommen muss er eben nochmal kochen. Heute gibt es Reis mit Hühnchen und Rucolasalat und zum Nachtisch einen wunderbaren Eierpfannkuchen mit Vanilleeis. Es schmeckt, als hätte uns ein Freund bekocht. Wunderbar.

Ganz beseelt von diesen Begegnungen radeln wir zurück zum Hafen und werden mal wieder von einem Regenschauer überrascht. Nicht sehr lange, aber es reicht, um die Wäsche, die wir morgens gewaschen und aufgehängt hatten, wieder nass zu machen. Kurz bevor wir los wollen zieht dann noch ein mächtiges Gewitter heran. Auf einmal pfeift es mit geschätzten 30 Knoten Wind, also richtig viel. Dem hält der Haken, mit dem unsere Heckleine an der Mooringboje befestigt ist, nicht stand. Dumm, die Leine nicht durch das Auge an der Boje gezogen zu haben. Was täten wir ohne unseren Schutzengel? Wir liegen am äußeren Ende des Kais. Der Wind drückt Riths Heck so herum, dass ein guter Teil des Bugs seitlich an der Holzpier anliegt und Rith dadurch nicht weiter herum und in das Nachbarboot hineintreibt, dass im rechten Winkel zu uns an der anderen Seite der Pier liegt. So entsteht kein Schaden. Weiche Knie, aber sonst alles gut. Ich würde jetzt am liebsten hier bleiben, denn da kommen noch mehr Gewitter. Die ziehen allerdings nach Südwesten ab und wir fahren nach Nordosten, also starten wir dann doch noch und erreichen kurz nach Sonnenuntergang, um 22.30 Uhr Dirhami.

Ich merke, dass es mich anstrengt, jeden Tag weiter zu fahren. Im letzten Jahr haben wir mehrmals Zeit an einem Ort verbracht und alles war entspannter. Aber in diesem Jahr ist die Strecke, die wir uns vorgenommen haben ziemlich viel weiter, als im letzten Jahr. Das hatte ich unterschätzt. Wir sind ja frei unsere Pläne zu ändern, wir diskutieren das auch, aber es fühlt sich auch nicht gut an, zu sagen, wir verzichten auf Helsinki oder die Aland-Inseln. Die Gelegenheit so lange zu segeln, werden wir so schnell nicht wieder haben und so suche ich lieber für mich einen Weg, mit der gegebenen Situation klar zu kommen. Wenn es so ist wie heute mit wenig Welle und Sonnenschein und ich unterwegs arbeiten und schreiben kann, ist das auch garnicht so schwer.

*Ich habe schon ein paar Esten gefragt, es konnte mir aber bisher noch niemand sagen, was das bedeutet bzw. was das für ein Wort ist. Vielleicht verstehe ich auch etwas völlig anderes, als der oder die Funker*in sagt.

 

Kirchenruine

Immer wieder Visby

Byxelkrog als Absprunghafen für die große Überfahrt sind wir aus rein praktischen Gründen angelaufen. Auch um nochmal Mails zu checken, Diesel nachfüllen – die Tanke ist gleich oben an der Straße, Wäsche waschen und dann mit dem angesagten halben Wind zwei Tage und Nächte bis Sareema durchzufahren. Guter Plan. Die Wettervoraussage zeigte, dass es bis Gotland noch etwas gegenan geht, dann aber in der Nacht der Wind nachlässt und wir, so ab Mittag wenn die Nordspitze von Gotland quer ab liegt, mit gutem Wind von der Seite bis an unser Etappenziel gelangen können. Später sollten wir aber nicht starten, da dann am Ziel der Wind auf Ost dreht, also genau von vorn kommt.

Früh haben wir dann unsere Wäsche zusammengesucht und die Waschmaschine gefüttert. Gegen Mittag war alles sauber und nass. Der Trockner zuckte erst gar nicht, konnte dann aber vom etwas genervten Hafenmeister überredet werden sich zu bewegen. Der Erfolg nach einigen Stunden war leider nur mäßig. Wir haben unseren ganzen Kram dann über und unter Deck aufgehängt, in der Hoffnung bis zur Abfahrt es wenigstens so trocken zu kriegen, dass es zwei Tage später nicht schlimmer als vor der Wäsche stinkt. Diesel auffüllen ist dann auch ausgefallen, da die automatische Zapfanlage leider „out of order“ war. Zum Glück haben wir ein Segelboot und brauchen eigentlich gar keinen Motor und Diesel. Früher ging es auch ohne. Durch das permanente Pfeifen in den vielen Rigs konnten wir uns sicher sein, dass Wind ist.

Mails checken und ein paar Dateien hochladen ging dann auch besser übers Telefon, da das Hafennetz immer am Anschlag war. Ein weiterer Vorteil von unserem Plan abends zu starten war, dass wir die Liegegebühr für eine Nacht sparen konnten.

Also endlich raus aus Byxelkrog. Ein wenig Hafenkino für die Dagebliebenen, wir sind die einzigen die rausfahren, und rein in die Welle auf Kreuzkurz. Nach fünf Minuten ist alles nass. Das erste Reff, das wir schon im Hafen reingebunden haben, reicht nicht. Mit dem zweiten Reff läuft Rith ganz gut und auch die Erfolge auf der Kreuz sind ganz passabel. Der Wind soll ja abnehmen und wenn wir von der Küste und den vorgelagerten Flachs weg sind sind die Wellen hoffentlich auch nicht mehr so schlaglochartig.

Der Wind wird dann auch irgendwann weniger, die Welle nicht. An schlafen ist nicht zu denken. Essen mag auch keiner so richtig. Draußen ist eine seltsame Stimmung. Wir reffen aus, schaukeln in den Wellen rum, kommen aber nicht wirklich vorwärts. Da das Reffen bei uns nur am Mast geht muss ich mich jedes Mal aufraffen um auf dem hopsenden Schiff nach vorne zu kriechen.

Nach Mitternacht ist es kurz dunkel, dann wird es auch schon wieder etwas hell. Wir können gut die herannahenden Wolkenwalzen sehen und versuchen auszuweichen. Da es gerade noch so schön gemütlich ist binden wir wieder das zweite Reff rein. Keinen Moment zu früh. Der Wind nimmt stark zu und Rith reitet mit uns über die nächtlichen Wellen, die durch den Wind angestachelt, jetzt auch wieder größer werden. Ein paar Mal erwischt uns eine brechende Welle, die es dann auch gleich per Salto bis in die Plicht schafft. Macht trotzdem Spaß. In jeder Welle spritz die von der Buglaterne rot und grün erleuchtete Gischt seitlich an uns vorbei und es geht voran. Leider schieben uns die Wellen immer wieder zurück. Bei manchen Kreuzschlägen können wir kaum Höhe gewinnen. Jetzt spüren wir auch deutlich den fehlenden Schlaf und der Plan zwei Tage durchzufahren ist doch nicht mehr so lockend. Auf der Suche nach Plan B macht Visby auf Gotland das Rennen. Den Hafen kennen wir vom letzten Jahr und könnten so gegen zehn Uhr da sein. Völlig übernächtigt laufen wir ein und werden äußerst freundlich in Empfang genommen. Als Ortskundige bleiben wir gleich an der Außenpier. Aus dem Stadthafen dröhnt schon die Gute – Laune – Musik herüber. Danach ist uns gerade nicht. Beim Festmachen verheddert sich ein Fender in einer der reichlich vorhandenen Murings, wodurch wir gleich mal quer einparken. Nachdem alles klariert ist verziehen wir uns in die Kojen und kommen erst am Nachmittag wieder hervor. Jetzt eine Dusche. In Byxelbrog war aufgefallen, dass die ganze Technik in die Jahre kommt, in Visby geht es so weiter. Nachdem ich die Dusche mit meiner Karte aktiviert habe spritzt ungefähr genau so viel Wasser aus der Armatur wie aus dem Duschkopf. Wenn ich mich an die Wand quetsche wie an einen Marterpfahl geht es so einigermaßen mit dem duschen. Am Abend erkunden wir noch ein paar Ecken von Visby, die wir im letzten Jahr nicht gesehen hatten. Die Stadt ist von ihrer Mittelaltersubstanz einfach phänomenal.

Der nächste Morgen verwöhnt uns mit Sonne ohne Wind und Welle. Wir wollen weiter gen Norden. Kein Wind stimmt nicht ganz. Am Anfang war wenig Wind und wir haben wider brav versucht zu kreuzen. Nach drei Stunden wurde beschlossen es ist kein Wind und der Motor ging an. Der Plan für heute war nur einen kleinen Hafen im Färösund zu erreichen um dann am Samstag + Sonntag unsere große Überfahrt zu beenden. Die letzten drei Stunden gab es dann doch noch schönen Segelwind und hat uns mit dem Wetter wieder versöhnt. Die trichterförmige Einfahrt in den Färösund endet in einer geraden, eng mit Tonnen ausgelegten Passage. Danach reihen sich drei kleine Häfen auf. Der erste ist der Fischereihafen, in dem auch die Fähre zwischen Gotland und Färö anlegt, einem Hafen mit einem kleinen Hafenbecken an einer Werft und am Ende der kleine Vereinshafen Smäbätshamn. Wir fahren in den mittleren, der auch schön voll ist. Beim ersten orientieren im Hafenbecken werden freundlich aber entschieden gleich ans Ende vom Becken verwiesen, wo noch eine viel zu kleine Lücke zwischen den Booten ist. Keiner will uns ins Päckchen nehmen. Das erleben wir zum ersten Mal. Nach mehreren Versuchen in die Lücke längs zu kommen, bei denen uns ein paar Esten tatkräftig unterstützen, die in Berlin ein kleines Segelboot gekauft haben und jetzt nach Hause überführen, gehen wir vor Heckanker in die Lücke und liegen quer zu den Anderen, wie ein Smart in einer berliner Parklücke. Das Blöde ist nur, dass unser Ankerband jetzt quer durch den Hafen liegt. Hoffentlich fährt da nachts keiner rein. Dass der erste morgens um sechs raus will haben wir auch schon erfahren.

Nach dem morgendlichen Rangieren beschließen wir uns doch den kleinen Vereinshafen anzusehen, wo eine schönen ruhigen Platz finden und den Rest des Tages mit kleinen Reparaturen, einkaufen, lecker kochen und essen verbringen.

 

Es geht weiter!

Früh morgens heult es immer noch in den Wanten, aber die Sonne scheint und wir sind entschlossen. Es läuft dann auch alles gut. Mit halbem Wind flott über die Hanöbucht. Nur einmal kriege ich einen Schreck. Ein Donner, der in einer dieser fiesen Frequenzen nachrollt, von denen einem schlecht werden kann. Ein Gewitter? Aus heiterem Himmel? Da donnert es schon wieder. Wohl doch eher Schießübungen. Der Wind verhält sich auch am anderen Ende der Bucht „manierlich“, wie meine Großtante gesagt hätte (wenn meine Großtante je über Segelwind gesprochen hätte). So kommen wir früh genug in Sandhamn an, um noch eine große Portion Pasta zu kochen und mit einem Glas Rotwein in der Plicht zu sitzen und dem Tag dabei zuzuschauen, wie er sich ganz ganz langsam davonschleicht. Am Samstag vor dem Wind nach Kalmar. Aus Sandhamn ist eine ganze Flotte Segler losgefahren und wie das so ist, guckt man natürlich, wie die anderen so vorankommen. Am Ende haben sie uns fast alle überholt. Auch die, die eine Stunde oder so länger geschlafen haben.

In Kalmar regnet es in Strömen. Wir lernen einen Berliner Segler kennen, der allein unterwegs ist und den ich schon in Sandhamn dafür bewundert habe, wie gelassen er das Anlegemanöver hinkriegt. Wird ein schöner Abend mit vielen vielen Seglergeschichten.

Am Sonntag dann Wind von vorne. Kommen im engen Teil des Sundes kaum vorwärts. Geben genervt auf und fahren in Revsudden in den Hafen. Kochen und essen und haben seglerisch schon mit dem Tag abgeschlossen, da segelt der Berliner hoch am Wind vorbei. Ist doch eigentlich auch noch genug vom Tag übrig für einen Segelnachmittag. Wir verlassen den Hafen wieder und kreuzen die Strecke auf bis Borgholm. Ein etwas trauriger Touristenort, in dem ein paar Jugendliche mit einem Kleinbus den ganzen Abend durch den Ort kurven und dabei laute Musik aus großen Lautsprechern dröhnen lassen. Es wirkt eher wie Verzweiflung, als wie Spaß.

Aber sie haben eine historische Seebadeanstalt und eine große Burg auf einem Berg nebenan. Die gucken wir uns am Montag an, bevor wir mangels Wind die 30 Seemeilen nach Byxelkrog an der Nordspitze von Öland motoren. Von hier wollen wir am Abend aufbrechen und an Gotland vorbei nach Estland segeln. Das ist der Plan. Aber wie das mit Plänen so ist…

kleines Haus über Klippen am Meer

Planlos in Simrishamn

Ja, mach‘ nur einen Plan. Sei nur ein großes Licht.
Und mach‘ dann noch ‘nen zweiten Plan, geh‘n tun sie beide nicht…“

Die erste Lektion auf Segeltouren, formuliert von Bert Brecht. Muss ich jedes Jahr wieder neu lernen. So einen richtigen, detaillierten Plan gab es nicht, aber ich hatte mir doch so vorgestellt, wann wir wo hin segeln würden und dann kommt so ein fettes Tiefdruckgebiet mit richtig viel Wind und schlimmen Böen und da liegen wir erstmal ein paar Tage in Simrishamn in Südschweden und warten das ab. Das schöne ist ja, dass wir Zeit haben. Wir schlafen lange, arbeiten an unsern Projekten, wandern den Strand entlang und haben auch gebadet, als die Temperaturen noch so waren, dass das nicht nur für an Eisbaden gewöhnte Menschen geeignet war. Heute habe ich ein Museum entdeckt. Wenn es morgen regnet, können wir da ja mal hingehen und all die anderen Touristen treffen. Also, wir machen im Wesentlichen das, was man im Urlaub so macht und hoffen, dass es am Freitag weitergehen kann.

die Burg Hammershus im Abendlicht vom Hafen aus gesehen, davor eine Möwe auf der Kaimauer

Lieblingsarbeitsplatz Hammerhavn

Am Donnerstag einen Arbeitstag in Sassnitz eingelegt, am Freitag weiter nach Bornholm. Schönes Wetter, ein bisschen zu wenig Wind und ein bisschen zu viel alte Welle vom Vortag, aber sonst eine gute Überfahrt. Später dann schöner Segelwind. In Hammerhavn, im Norden von Bornholm spült uns die Welle direkt in das Hafenbecken, das schon ziemlich voll ist. Ganz am Ende finden wir noch ein Plätzchen. Da, wo es für viele andere schon zu flach ist und wo sogar RITH mit ihrem langen Kiel bei Welle auf den Grund dötzt. Nachdem wir sie gedreht haben, geht‘s. Und so haben wir auch das, was ich den Shakespeare-Blick nenne, wenn wir in der Plicht sitzen – Hammershus*, die Burg auf dem Felsen nebenan, steht zwar nicht in Schottland, könnte sie aber. Und was finstere Geschichte betrifft, kann sie ebenfalls mit ihren schottischen Kolleginnen mithalten. Hier ist wieder ein Tag Pause wegen Starkwind angesagt. Nicht weiter schlimm, denn wir haben beide genug Arbeit dabei und Hammerhavn* steigt umgehend auf der Liste meiner liebsten Arbeitsplätze nach ganz oben.

*Falls jemand wissen möchte, warum hier alles mit „Hammer“ heißt: Der Felsen, der die Nordspitze von Bornholm bildet, heißt „Hammeren“ oder „Hammerknuden“ und entsprechend heißt alles rundherum: Hammerhavn (der Hafen), Hammershus (die Burg), Hammerfyr (der Leuchtturm). In der Nähe gab es große alte Granitsteinbrüche, in denen es viel zu hämmern gab. Und weil die Steine irgendwie in alle Welt transportiert werden sollten, gibt es diesen wunderbaren kleinen Hafen, den schönsten nicht nur auf Bornholm.

Abgefahren

Mittwoch ging’s los, am bisher heißesten Tag des Jahres. Auf dem Bodden kein Wind, das Wasser eine träge, glatte Masse. Motort und geschwitzt. Und gegen diese vielen vielen kleinen Fliegen gekämpft, die sich plötzlich überall auf dem Schiff materialisiert hatten und die die ganze Zeit auf uns sitzen und in unsere Ohren und Nasen kriechen wollten.

Im Fahrwasser südlich Rügen Jockel und Hillu aus dem WSV1921 in Berlin mit ihrem neuen Schiff getroffen.
Und dann knipst an der Südostspitze von Rügen auf einmal irgend jemand den Wind an und dreht ihn gleich auf 20 Knoten (5 Windstärken) auf. Da hatten wir den Glauben daran, heute nochmal Wind zu kriegen, schon aufgegeben. So wurde doch noch ein Segeltag draus.

Hanfbutter

Sieht nicht so lecker aus, schmeckt aber ziemlich gut – auf Brot und mit ein bisschen Salz. Auf dem Zentralmarkt von Riga bekommt man Hanfbutter an einigen Ständen, an denen Molkereiprodukte verkauft werden. Hergestellt wird sie in kleinen Betrieben, die aus Hanf Öl, Butter und Aufstrich herstellen.
Man kann die Hanfbutter auch anstelle von Öl oder Butter verwenden, um z.B. Pilze zu braten – sehr lecker! Das Ganze soll auch noch außerordentlich gesund sein.

Was die Hanfbutter nicht kann: einen in andere Bewusstseinszustände versetzen. Entweder es ist eine andere Sorte oder man hat diesem Hanf das Berauschende weggezüchtet.

Rolling home

Es ist Montagabend in Kristianopel, am südlichen Ende des Kalmarsunds. Die letzte Woche dieser so wunderbar langen Segelreise ist angebrochen. Im Hafen liegen Yachten aus allen möglichen Ländern dicht bei dicht. Alle müssen oder wollen nach Hause und warten auf günstigen Wind. Zur Zeit weht es noch heftig aus Süd, also direkt von vorn. In die Richtung zu segeln, aus der der Wind kommt, ist bei moderatem Wind langwierig und mühsam und bei viel Wind unmöglich. Bis morgen soll der Wind auf West drehen, später aber wieder von Süden kommen. Das passt gut zu unserm Plan, noch ein oder zwei Tage in den Schären der Hanö-Bucht zu verbringen, bevor wir über Bornholm und Rügen zurück nach Greifswald segeln. 

Dienstag früh um 6 Uhr. Der Hafen summt vor Geschäftigkeit. Der Wind kommt aus West, noch für ein paar Stunden, das muss ausgenutzt werden. Auch wir sind auf den Beinen. Noch einmal die aktuellen Prognosen der Wetterkanäle – Schwedisches Meteorologisches Institut, Norwegisches Meteorologisches Institut, Dänisches Meteorologisches Institut, windfinder, windy.com und wetteronline – im Internet durchsehen. Ups, das sieht garnicht mehr so aus, als wollte es zu unseren Plänen passen: Heute und morgen frischer Wind aus Süd, bis Südost, morgen Abend Gewitter mit starken Böen, am Donnerstag erst Flaute und dann zunehmender Wind aus West, der sich bis Freitag zu einer «gale», das ist ein kleiner Sturm, entwickelt, garniert von noch mehr Gewittern. Über die Seekarte gebeugt, jonglieren wir alle Möglichkeiten durch und entscheiden am Ende, schon heute in Richtung Bornholm aufzubrechen und am Besten über Nacht nach Rügen durchzusegeln, um nicht, wenn das schlechte Wetter mit dem Westwind schneller ist, als angekündigt, auf Bornholm festzuhängen und um vor dem Eintreffen der Gewitter in Sassnitz oder Lohme zu sein. Ade, ihr südschwedischen Schären, Ade Utklippan, das ich gerne noch einmal besucht hätte, um die vielen Seehunde zu sehen, die ich im letzten Jahr nur heulen gehört habe, ade Supermarkt, in dem ich mich noch mit einem Vorrat an Blaubeer- und Brombeergrütze versorgen wollte. Das Wetter bestimmt die Regeln, also Leinen los und zusehen, dass wir möglichst weit kommen, bevor der Wind wieder dreht. 

Zunächst weht es aber nur schwach. Um nicht gleich zu Anfang der Strecke wertvolle Zeit zu vertrödeln, läuft der Motor mit.
Als wir aus dem Kalmarsund heraus sind, können wir auch Witowo-Radio wieder klar empfangen. Die Wetterprognosen, die diese polnische Funkstation alle vier Stunden auf den Kanälen 24, 25 und 26 bekannt gibt, haben uns mittlerweile auf mehreren Reisen begleitet. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr zutreffend sind (was man von den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes nicht unbedingt sagen kann). Jetzt kündigt Witowo-Radio an, dass der Wind in den nächsten 12 Stunden auf 6 Windstärken (Beaufort) zunehmen soll. Noch segeln wir unter Großsegel und Genua (großes Vorsegel für leichten Wind) dahin, den Motor brauchen wir nicht mehr, um die Geschwindigkeit zu halten und die Welle ist mäßig. Der Wind hat über Süd auf Südost gedreht und so können wir auf die Nordspitze von Bornholm zuhalten. Im Deep Water Way, auf halber Strecke zwischen Schweden und Bornholm ist zwar eine ganze Menge Verkehr, wir müssen aber nur selten den Kurs ändern, um einem der Frachtschiffe auszuweichen. Dazu scheint die Sonne und es wäre alles bestens, wenn nicht Witowo-Radio auf seinen 6 Windstärken bestehen würde, anstatt sie, wie ich bei jeder Ankündigung der Wettervorhersage heimlich hoffe, nach unten zu korrigieren. Kurz vor Bornholm nimmt der Wind langsam zu. Wir wechseln die Genua gegen die neue Fock (kleineres Vorsegel), die ohne Baum gefahren wird und gerefft (verkleinert) werden kann. Schon um kurz vor 21 Uhr verschwindet die Sonne hinter dem Horizont und nimmt dabei innerhalb einer Stunde alles Licht mit, anstatt, wie auf unseren Nachtfahrten im Juni und Juli, eine komfortable Resthelligkeit am nördlichen Horizont zu hinterlassen. Bis wir die Nordspitze von Bornholm erreicht haben, weht es mit 5 Windstärken und es ist richtig finster. Unmöglich ohne Hilfsmittel abzuschätzen, wie weit wir von der Küste entfernt sind. Unmöglich auch zu sehen, wie weit die Schiffe in der Kadettrinne (Fahrwasser für die Berufsschifffahrt, das zwischen Rügen, Bornholm und Südschweden verläuft), deren Lichter sich, wie auf eine Perlenschnur gezogen aneinanderreihen, von uns weg sind. Aber das GPS zeigt, wo es langgeht und dank der Landabdeckung nach Südosten, sind die Wellen nicht besonders hoch. Mit dem Großsegel im 2. Reff kommen wir gut voran. Bis wir Rönne erreicht haben ist es 2 Uhr nachts. Meine Angst davor, dass eine der Schnellfähren, die mit 35-40 Knoten (ca 70 km/h) zwischen Sassnitz und Rönne verkehren, aus dem Hafen herauskommt, während ich mit meinen 5-6 Knoten (ca. 10 km/h) an der Hafeneinfahrt vorbei schleiche, ist unbegründet. Um diese Zeit schläft hier (fast) alles. 

Hinter Rönne macht die Küste allerdings einen Knick nach Südosten und die Landabdeckung ist weg. Der Wind wird stärker, die Wellen höher und immer mal wieder bricht sich eine an Riths Rumpf, spritzt hoch und ergießt sich über das Deck. Das erste Mal seit vielen Wochen sitze ich wieder in Ölzeug und mit Mütze auf dem Kopf an der Pinne. Auch wenn der Wind in den Wanten heult und manche Böen heftig sind, fühlt sich das alles beherrschbar an und auf jeden Fall kommen wir mit 6 Knoten Geschwindigkeit für unsere Verhältnisse gut voran. Den riesigen Windpark, der gerade zwischen Bornholm und Rügen gebaut wird und der uns genau im Weg liegt, können wir zwar nicht, wie geplant, an Steuerbord lassen, können unsern Kurs aber ganz gut halten. Und so wäre wieder einmal alles gut, wenn nicht am frühen Morgen, kurz vor dem Tromper Wiek, der nördlichen Bucht auf Rügen, deren Häfen Lohme und Glowe gut gegen die Wind- und Wellenrichtung geschützt liegen, eines der erst für den Abend angekündigten Gewitter nichts besseres zu tun hätte, als jetzt schon aufzuziehen. Über Rügen blitzt es und Regen strömt aus einer bösartig aussehenden Wolke. Was können wir tun? Abwarten, bis sie weitergezogen ist? Aber wo zieht sie hin? Da, weiter im Norden wird es heller. Wir wenden und fahren erstmal wieder ein Stück in Richtung Windpark. Jetzt sieht es so aus, als wollte die Wolke da auch hin. Also wenden wir zurück. Die Wellen haben eine durchschnittliche Höhe von ungefähr zwei Metern erreicht. Böen erfassen uns, die einen kreischenden Unterton haben und die Wellen noch ein Stück höher peitschen. Dann setzt ein kurzer, heftiger Regen ein, der Wind ist auf einmal nur noch eine frische Brise und es sieht so aus, als sei das Schlimmste überstanden. Da dies Peters Wache ist, bin ich, als der Regen einsetzte, nach unten in den Salon gegangen, getreu dem Motto, «es reicht, wenn einer nass wird». Die Gewitterwolke zieht ‘raus auf See, aber da, wo es eben noch «heller» war, steht auf einmal eine zweite, genauso gemein blitzende Wolke und deren Böen erwischen uns so unvermittelt, dass Rith kaum noch zu halten ist. «Die Segel müssen runter!» brüllt Peter. Ein schrilles Pfeifen erfüllt die Luft, Peter duckt sich gegen den Wind, Gischt fliegt ihm um die Ohren. Zum Glück habe ich Ölzeug und Rettungsweste anbehalten und bin in einem Augenblick an der Pinne. Peter leint sich an und klettert aus der Plicht. Obwohl der Motor läuft, beansprucht es meine ganze Aufmerksamkeit, Rith mit dem Bug im Wind zu halten. Peter müht sich auf dem rollenden Deck, bekommt die Segel aber herunter. Dass er sich, als er einmal mit dem Fuß abgerutscht und mit einem Bein außenbords geraten ist, das Knie verletzt hat, habe ich garnicht mitbekommen und auch er selbst bemerkt es erst, als der Tanz vorbei ist. 

Nachdem es noch einen kurzen Schauer auf uns geworfen hat, ist auch dieses Gewitter weitergezogen. Die heftigen Böen sind vorbei, aber der Wind weht immer noch mit 6 Windstärken. Ohne Segel bleibt uns nur, gegen die Welle anzufahren oder vor ihr abzulaufen, wollen wir nicht querschlagen. Gut 3 Meter hoch sind die Wellen mittlerweile und viele von ihnen brechen. Zu viel, um dagegen anzukommen. Es geht hoch und runter, aber nicht vorwärts. Vor uns liegt die Bucht, deren südliche Seite Schutz verspricht, aber wir kommen ihr nicht näher, was immer wir auch versuchen. Trotz des Knies, das zu schmerzen begonnen hat und trotz der wilden Bewegungen, mit denen Rith in den Wellen tanzt, gehen wir nochmal in den Wind und Peter zieht die Fock wieder hoch. Das gelingt und aufatmend stellen wir fest, dass wir so mit halbem Wind in die Bucht hineinsegeln können. Wie erwartet, ist das Wasser hier wesentlich ruhiger. Als wir den Hafen von Glowe erreichen, scheint die Sonne. Es ist allerdings sehr heiß und schwül. Anlegen gelingt nach zwei Versuchen und mit Hilfe eines freundlichen Mannes, der die Bugleine annimmt. Peter kann vor Schmerzen im Knie kaum laufen. Leinen und Segel zu bedienen ist am nächsten Tag auf dem Weg nach Greifswald allein meine Aufgabe. Bei erst flauem und später schönem Segelwind erreichen wir Greifswald am frühen Abend und liegen sicher festgemacht, als die «gale» einsetzt. 

Der Orthopäde, den Peter am Freitag aufsucht, stellt fest, dass das Knie gezerrt, aber nichts gebrochen oder gerissen ist. So ist auch das noch einmal glimpflich abgegangen.